Blitzporträt

 

Was hat Dich zum Schach gebracht?

Wie die Figuren ziehen, habe ich zu Hause in der Familie gelernt. Das „richtige“ Schach mit Rochade, en passant usw. bekam ich dann aber erst in einem Schachkurs in der Volksschule vermittelt.

Was begeistert Dich am Schach?

Dass immer wieder neue Stellungen entstehen, in denen aber meist die gleichen oder ähnliche Motive vorkommen.

Wie bist Du zum 1. SK Ottakring gekommen?

Gute Frage, da muss ich kurz überlegen. Ich glaube, ich bin über Christoph Menezes zum Verein gekommen. So weit ich mich erinnern kann, lösten Ottakring und Hietzing damals ihre Spielgemeinschaft auf und gingen wieder getrennte Wege. Ottakring hat dann Spieler für die Meisterschaft gesucht, worauf ich von Gloggnitz immer nach Ottakring gependelt bin.

Wie würdest Du das Verhältnis zu Deinen Vereinskollegen und -kolleginnen beschreiben?

Sehr gut! Einige kenne ich schon seit über 10 Jahren von Jugendbewerben, da sind sehr viele Freundschaften entstanden.

Was macht für Dich das Besondere am 1. SK Ottakring aus?

Die Vereinsmitglieder, von denen ich mit vielen gut befreundet bin, und die breite Altersspanne. Vor allem die Landesligamannschaft ist sehr jung, da macht es gleich viel mehr Spaß, mit Gleichaltrigen in einer Mannschaft zu spielen. Außerdem die familiäre Atmosphäre, z.B. beim Schach- und Genussabend, aber auch die vielen Angebote, wie das Kinder- und Jugendtraining und die Blitz-Serie, und Spielmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Klassen bzw. Ligen.

Gibt es einen Mannschaftswettkampf, der Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ja, die Olympiade 2018 in Batumi. Das war damals mein erster Einsatz bei einer Olympiade für das österreichische Frauen-Nationalteam. Bei diesem Turnier ist das Besondere, dass Länder aus aller Welt eine Mannschaft stellen, 2018 waren es 180 Länder, das ist schon sehr beeindruckend.  

Auf welche Turniere freust Du Dich am meisten?

Auf internationale Bewerbe, wie Olympiade und Team-EM.

Turniere führen Schachspieler*innen immer wieder ins Ausland. Wohin bist Du schon gereist? Und welche Eindrücke sind Dir in besonderer Erinnerung geblieben?

Durch Jugend-Europa- und Weltmeisterschaften bin ich schon viel herumgekommen. Einige Highlights waren Südafrika und die Vereinigten Arabischen Emirate. Da kann ich mich noch sehr gut an die Dubai Mall und den Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, erinnern.

Hast Du ein besonderes Ritual vor einer Partie?

Ein kurzes Nickerchen, um Kräfte zu sammeln, und dann mit Musik und Schokolade gestärkt zur Partie gehen.

Mit welchen Gefühlen gehst Du in eine Partie?

Das ist sehr unterschiedlich. Meist sehr ruhig und konzentriert, manchmal aber auch aufgeregt und nervös.

Welche Eigenschaften sollte ein Schachspieler/eine Schachspielerin idealerweise haben?

Ehrgeiz und Geduld.

Wer sind Deine großen schachlichen Vorbilder?

Judith Polgar!

Welche ist die beeindruckendste Schachpartie, die Du jemals gesehen hast?

Radjabov-Vidit beim Tata Steel Tournament in Wijk aan Zee 2019. Das nenne ich bedingungsloses Angreifen!

Welche Bedeutung würdest Du der Förderung von Frauen zuschreiben?

Finde ich sehr wichtig, da der Frauenanteil im Schachsport in Österreich leider nur bei 7% liegt. Der ÖSB hat in diesem Zusammenhang einige Projekte ins Leben gerufen, um den Frauenanteil zu erhöhen. Unter anderem gibt es einen Flashmob-Wettbewerb und den 1. Mädchen- und Frauenschachkongress im September dieses Jahres.

Wieso spielen aus Deiner Sicht weniger Frauen Schach als Männer?

Zum einen spielt sicher eine Rolle, dass Schach grundsätzlich eine von Männern dominierte Sportart ist und Frauen im Allgemeinen lieber unter sich sind. Bei mir war es damals etwas Ungewöhnliches, als Mädchen im Verein zu spielen. Unzählige Male war ich die einzige Frau bei Vereinsabenden, aber auch bei Meisterschaftsspielen. Außerdem fehlen die weiblichen Topspielerinnen, die als Vorbilder fungieren können. Unter den besten 80 Schachspielern der Weltrangliste ist keine einzige Frau zu finden, die beste ist auf Rang 86 die chinesische Ex-Weltmeisterin Hou Yifan.

Was ist Dein (nächstes) großes Ziel?

Der WIM-Titel, eine Norm und die Elozahl habe ich schon erreicht, fehlen also noch zwei Normen.

Was würdest Du Deinem jüngeren Schachspieler-Ich raten?

Hab keine Angst vor stärkeren Spielern, sondern spiel aggressiv und mach sie fertig!

Welche drei Schachbücher kannst Du empfehlen?

„Woodpecker-Method“ von Smith und Tikkanen, die „Endspiel-Universität“ von Dvoretsky und die Bände „Lessons with a Grandmaster“ von Gulko.

Und zuletzt: Womit beschäftigst Du Dich, wenn Du gerade nicht Schach spielst/trainierst?

Ich studiere Psychologie in Wien und treibe (körperlichen) Sport.