Blitzporträt

Was hat Dich zum Schach gebracht?

Eine Trotzreaktion. In meinem Elternhaus war Schach nicht erwünscht. Mit 12 Jahren habe ich trotzdem bei meinem ersten Verein gespielt.

Wie bist Du zum 1. SK Ottakring gekommen?

Der damalige Obmann Rudolf Schindler wollte, dass ich für Ottakring spiele (die Landesliga war damals abstiegsgefährdet). Eine innere Stimme sagte mir: „Lass dich drauf ein!“ Seitdem bin ich dabei.

Wie würdest Du das Verhältnis zu Deinen Vereinskollegen und -kolleginnen beschreiben?

Früher war das Klima rauer. Passender Weise war unser Spielleiter Erich Lasnicka ein pensionierter Erzieher für schwererziehbare Jugendliche.

Heute ist das Betriebsklima sehr gut, Wertschätzung wird gelebt. Die konsequente Jugendarbeit hat Erfolg. Der 1. SK Ottakring mischt in der Schachszene gut mit.  

Was war Dein schönstes Erlebnis mit dem 1. SK Ottakring?

Das schönste Erlebnis ist, dass ich nach 40 Jahren immer noch gern spiele.

Der 1. SK Ottakring fördert insbesondere das Kinder- und Jugendtraining. Inwiefern ist das für Deine Entwicklung von Bedeutung?

Ich bemerke, dass die Jungen immer stärker werden und ich immer schwächer. So ist das Leben.

Gibt es einen Mannschaftswettkampf, der Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Bei manchen Wettkämpfen geht’s um alles, also Aufstieg oder Abstieg. Mit zunehmendem Alter werden meine Nerven schwächer. Als Harald Schneider-Zinner übernahm, gab es die Situation: Abstiegsgefahr, Remisverbot. Totale Anspannung während der Partie und große Erleichterung, als das Ziel erreicht war.

Welchen Modus bevorzugst Du und warum? (Schnell-, Blitz-, Standardschach, Chess960...)  

Standardschach. Ich denke gerne länger nach, um mehr zu sehen und mehr zu verstehen.

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz und warum?

„Alles ist relativ“ (Einstein): Wenn ich vermeintlich eine gute Leistung erbracht habe, hat der Gegner in den meisten Fällen schlecht gespielt.

Was war Deine beste Partie/Deine Lieblingskombination/Dein schönster Zug?

„Alles ist relativ“ (Einstein): Ich liebe alle Kombinationen, sie sind für mich das Herz des Schachspiels. Meinem Gegner bin ich auch dankbar, denn wenn er keinen Fehler gemacht hätte, wäre die schöne Kombination gar nicht möglich gewesen.

Turniere führen Schachspieler*innen immer wieder ins Ausland. Wohin bist Du schon gereist? Und welche Eindrücke sind Dir in besonderer Erinnerung geblieben?

Ich spielte eine Zeit lang ungarische Liga. Dabei kam ich in Städte wie Budapest, Paks, Györ, Kopasvar und einige mehr. Seitdem kenn' ich mich in Ungarn westlich der Donau ein bisschen aus.

Hast Du ein besonderes Ritual vor einer Partie?

Zu jeder Partie in Wien gehe ich zu Fuß. Dann ist schon mal der Kreislauf in Schwung und ich bin für die Partie bereit.

Was ist aus Deiner Sicht wichtig, damit eine Partie gelingt?

Verstehe ich unter Gelingen die perfekte Partie, darf keine Seite einen Fehler machen und das Ergebnis ist remis. Will ich eine spektakuläre Partie spielen, muss eine Seite einen Fehler machen, dessen Widerlegung schwer zu sehen ist.

Welche Eigenschaften sollte ein Schachspieler/eine Schachspielerin idealerweise haben?

Das Hirn von Magnus Carlsen und die Fitness von Teresa Johaug wären eine gute Voraussetzung.

Welche Bedeutung würdest Du der Förderung von Frauen zuschreiben?

Frauenförderung finde ich derzeit noch gut. Frauen haben ja zusätzlich auch ihre eigenen Netzwerke. Falls die Frauen einmal stärker werden als die Männer, können ja auch die Männer gefördert werden.

Wieso spielen aus Deiner Sicht weniger Frauen Schach als Männer?

Um 1900 hatten Frauen Betretungsverbot im berühmten Schachcafé Central. Also: Männer ließen Frauen einfach nicht mitmachen. 121 Jahre später: Frauen spielen munter mit und schlagen mitunter auch Männer (auch ich durfte diese Erfahrung schon machen).

Was ist Dein (nächstes) großes Ziel?

Derzeit ist es schwer, etwas zu planen, weil ein kleines Virus die Menscheit in Schach hält. Ich lebe von Tag zu Tag und versuche, vom Coronavirus zu lernen, weil es vieles aufzeigt, was suboptimal läuft.

Welche drei Schachbücher kannst Du empfehlen?

Bobby Fisher: My 60 Memorable Games

Aaron Nimzowitsch: Mein System

Gerhard Henschel: Freude am Schach

Und zuletzt: Womit beschäftigst Du Dich, wenn Du gerade nicht Schach spielst/trainierst?

In meinem letzten Lebensabschnitt will ich noch etwas von Österreich kennenlernen. Deshalb mach' ich mitunter längere Tageswanderungen.