Blitzporträt

Was hat Dich zum Schach gebracht?

Ganz klassisch - mein Vater hat mir die Regeln beigebracht.

Was begeistert Dich am Schach?

Ich spiele nun schon seit 20 Jahren und fnde immer noch genug Möglichkeiten, wie ich etwas einstellen kann.

Wie bist Du zum 1. SK Ottakring gekommen?

Ich denke, dass mich Harald angesprochen hat, könnte es aber nicht mehr zu 100% sagen. Für viele, die nach Wien kommen, ist Ottakring aber ohnehin die beste Anlaufstelle.

Wie würdest Du das Verhältnis zu Deinen Vereinskollegen und -kolleginnen
beschreiben?

Ein gutes Vereinsklima ist mir sehr wichtig und ich fnde es toll, dass schon einige meiner Schüler im Verein so stark sind, dass wir gemeinsam in einer Mannschaft spielen können. Mit einigen Vereinskollegen verbindet mich außerdem bereits eine langjährige Freundschaft.

Was macht für Dich das Besondere am 1. SK Ottakring aus?

Ich denke, ein guter Verein lebt von allen Mitgliedern. Insofern fnde ich es toll, dass sehr viele Jugendliche den Weg zum Training finden und dass wir versuchen, insbesondere viele Mädchen und Frauen an die Bretter zu bringen. Dass jeder genug Partien in den Ligen, am Genussabend oder Vereins- und Trainingsabenden spielen kann, ist auch besonders wichtig. Nur in einem solchen Verein macht es Sinn, sich langfristig ein solides Bundesligateam aufzubauen, wo auch die eigene Jugend eingesetzt werden kann. Diese Vielfalt ist bei Ottakring gegeben, weshalb ich mich hier sehr wohl fühle.

Was war Dein schönstes Erlebnis mit dem 1. SK Ottakring?

Wenn Jugendliche neben mir spielen, die ich trainiert habe, ist das schon ein tolles Gefühl. Das war für mich ein wichtiger Grund, warum ich nun auch in der 1. und 2. Bundesliga für Ottakring spiele.

Der 1. SK Ottakring fördert insbesondere das Kinder- und Jugendtraining. Inwiefern
ist das für Deine Entwicklung von Bedeutung?

Da ich mich bereits seit längerem als Trainer engagiere und in Wien auch beim Landesjugendkader aktiv bin, ist es schön zu sehen, dass der eigene Verein die Jugendlichen für ein kontinuierliches Schachtraining begeistern kann. Ohne die Jugend würden wir bald aussterben, aber obwohl es für uns alle in der heutigen Gesellschaft ein Überangebot an Freizeitspaß gibt, hat Schach ein immenses Potential. Schachkurse boomen und diese Chance nutzen wir.

Gibt es einen Mannschaftswettkampf, der Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Mein erster Wettkampf als Captain der Landesliga war schon etwas Besonderes. Ich war mit nicht einmal 30 Jahren der älteste Spieler und dennoch haben wir gewonnen.

Welchen Modus bevorzugst Du und warum? (Schnell-, Blitz-, Standardschach,
Chess960...)

Für eine animalisch anmutende Blitzpartie bin ich natürlich immer zu haben. Aber eine lang anhaltende Freude beschert mir dann doch eher das Standardschach. Eine gute Idee muss ein bisschen reifen, damit man ihre Schönheit erkennt.

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz und warum?

Bei einer Landesligarunde für Krems konnte ich einen schönen Sieg gegen IM Weiss erzielen. Bei der Rückfahrt waren meine Mannschaftskollegen ganz aus dem Häuschen, weil der Angriff über mehrere Züge nette Ideen und Opfer beinhaltete. Fast immer schafften es diese „alten Haudegen“ selbst, eine spannende Angriffspartie aufs Brett zu zaubern. Diesmal konnten sie aber kaum die Augen von meiner Partie abwenden und ich musste versprechen, ihnen die Partie zukommen zu lassen.

Was war Deine beste Partie/Deine Lieblingskombination/Dein schönster Zug?

Meine Partie gegen Zorko 2012 ist zumindest in meinem Favoritenkreis. Nach langem Leiden mit französischem Läufer wurde dieser dank einer kleinen Kombination zur gewinnbringenden Figur.

Auf welches Turnier freust Du Dich am meisten?

Ursprünglich hätte ich diesen Sommer gerne das Open in Riga gespielt. Derzeit steht das allerdings noch in den Sternen. Ich freue mich aber einfach auf die nächste Partie von Angesicht zu Angesicht.

Turniere führen Schachspieler*innen immer wieder ins Ausland. Wohin bist Du schon
gereist? Und welche Eindrücke sind Dir in besonderer Erinnerung geblieben?

Bei mir waren es tatsächlich schon einige Turniere im Ausland. Der größte Spaß ist natürlich, wenn ein paar Freunde dabei sind, wie in Barcelona. Gemeinsam den Tag am Strand zu verbringen, eine Partie zu spielen und sie bei einem netten Abendessen zu analysieren, das ist unbezahlbar.

Hast Du ein besonderes Ritual vor einer Partie?

Ich höre sehr gerne motivierende Musik, aber wenn ich so darüber nachdenke, habe ich die besten Ergebnisse mit einer anderen einfachen Technik erzielt: Ich musste bei den beiden Staatsmeisterschaften, die ich gewinnen konnte, jeweils etwa einen oder zwei Kilometer zum Turnierlokal spazieren.

Mit welchen Gefühlen gehst Du in eine Partie?

Idealerweise blende ich meine Gefühle aus. Schach läuft nach rationalen Regeln ab, da sollte das Gehirn keine emotionalen Entscheidungen treffen.

Was ist aus Deiner Sicht wichtig, damit eine Partie gelingt?

Dass man alles andere hinter sich lassen kann und einfach Schachspielen will.

Welche Eigenschaften sollte ein Schachspieler/eine Schachspielerin idealerweise
haben?

Ich denke, es gibt sehr viele Eigenschaften, die hier nicht alle aufgezählt werden können. Wenn eine komplett fehlt, wird man allerdings nicht gut. Wer z.B. nach der ersten Niederlage aufgibt, wird nicht lange durchbeißen oder wer sich absolut nichts merken kann, wird immer die gleichen Fehler machen. Hilfreich ist sicher, wenn man ein dekonstruktiver Geist ist, der keine Chance auslässt, dem Gegner einen Plan zu verbauen.

Wer sind Deine großen schachlichen Vorbilder?

Ich denke, ich habe keine wirklichen Vorbilder, aber Niki Stanec ist schon ein schlauer Fuchs. Von ihm kann man sich einiges abschauen. Partien von Fischer haben mir auch sehr zugesagt, weil er es verstand, die Figuren ideal zu koordinieren.

Welche ist die beeindruckendste Schachpartie, die Du jemals gesehen hast?

Naja, vielleicht ist es nicht die beeindruckendste Partie, aber ich muss gerade daran denken. Heuer wurde bei der Damenbundesliga eine kuriose Partie gespielt: Vujnovic-Polterauer 2020. Die Varianten, die nicht gespielt wurden, bargen einige bemerkenswerte Wendungen und der Verlauf war eine perfekte Tragödie.

Welche Bedeutung würdest Du der Förderung von Frauen zuschreiben?

Es ist bedauerlich, dass im Jahr 2020 darüber ein Satz verloren werden muss. Frauen müssen auf allen Ebenen stärker gefördert werden, angefangen vom Jugendbereich, weiter über die Vereinsebene bis hin zu den Spitzenspielerinnen.

Wieso spielen aus Deiner Sicht weniger Frauen Schach als Männer?

Es gibt dazu viele Theorien, aber wahrscheinlich spielen gesellschaftliche Faktoren die größte Rolle. Leider wird es auch nicht von heute auf morgen funktionieren, dass mehr Frauen ins Schachgeschehen eingreifen, aber unter unseren Nationalspielerinnen gibt es ein paar tolle Vorbilder, was sich hoffentlich positiv auf die nächste Generation von Spielerinnen auswirkt.

Was ist Dein (nächstes) großes Ziel?

Der GM-Titel wäre natürlich schön, aber die nächste Partie ist immer die wichtigste Herausforderung.

Was würdest Du Deinem jüngeren Schachspieler-Ich raten?

Analysiere jede Partie!
Alle Figuren sollen mitspielen!
Investiere in Amazon, dann hast du viel Zeit und Geld für Turniere!

Welche drei Schachbücher kannst Du empfehlen?

Folgende Bücher sind für jede Spielstärke geeignet:

  • Perlen aus meinem Schachtagebuch – Milan Novkovic (Mein früherer Trainer nimmt den Leser in wunderbarer Manier mit auf eine Reise durch seine Schacherlebnisse)
  • Die Endspieluniversität – Mark Dvoreckij (Wer stärker werden will, bekommt hier das erforderliche Rüstzeug)
  • The Chess Mysteries of Sherlock Holmes – Raymond Smullyan (Schachunterhaltung für Logiker und Rätselfreunde)

Und zuletzt: Womit beschäftigst Du Dich, wenn Du gerade nicht Schach
spielst/trainierst?

Ich studiere Jus, Philosophie und Ethik. In meiner Freizeit lese ich gerne und genieße Spieleabende mit Freunden. Nach längerer Verletzungspause freue ich mich nun auch wieder auf mehr Sport und Reisen mit meiner Freundin.