Blitzporträt

Was hat Dich zum Schach gebracht?

Wir haben in der Familie oft Mühle gespielt, auf der Rückseite war das Schachbrett drauf. Irgendwann wollte ich nicht mehr Mühle spielen, sondern wissen, wie dieses andere Spiel funktioniert. Mein Vater hat es uns allen erklärt, aber mich hat es am meisten in seinen Bann gezogen. So sehr, dass ich bereits als Volksschüler in die Hauptschule gegangen bin, um es zu lernen und mich stetig zu verbessern.

Was begeistert Dich am Schach?

Mich fasziniert noch heute die Geschichte vom Schach, die Legende von den Weizenkörnern, die ja besagt, dass es 18 Trillionen Spielmöglichkeiten gibt. Auch wenn ich schon viele Partien gespielt habe, ist kaum eine wie die andere, abgesehen von immer wieder funktionierenden Eröffnungsfallen und gewonnenen Endspielmustern.

Wie bist Du zum 1. SK Ottakring gekommen?

Durch Harald Schneider-Zinner. Zunächst wurde ich als Jugendtrainer akkreditiert, da ich zu dieser Zeit noch bei Husek gemeldet war. Da sich dieser Verein jedoch im Herbst 2014 auflöste, hatte es für mich Sinn, fix zum 1. SK Ottakring zu wechseln, auch wenn ich inzwischen weitere Angebote erhalten hatte.

Wie würdest Du das Verhältnis zu Deinen Vereinskollegen und -kolleginnen beschreiben?

Ich habe ein sehr gutes Verhältnis beinahe zu jedem Vereinskollegen bzw. jeder -kollegin. Obwohl wir immer wieder an die 100 Mitglieder haben, kenne ich fast alle persönlich und es ist mir wichtig, dass jede bzw. jeder zufrieden ist, ausreichend Spielmöglichkeiten erhält, sofern Interesse daran besteht, und dass das Gesellige auch nicht zu kurz kommt.

Was macht für Dich das Besondere am 1. SK Ottakring aus?

Der 1. SK Ottakring ist einer der wenigen Vereine in Wien, die auf Kinder- und Jugendtraining setzen. Alles andere hat in meinen Augen keine Zukunft. Auch wenn viele Jugendliche nach ihrer Pflichtschulzeit eine schachliche Pause einlegen, kommen sie doch irgendwann wieder zurück. Des Weiteren gefallen mir auch Angebote für Jung und Alt - besonders das Breitenschach hat in Ottakring in den letzten Jahren ordentlich zugelegt. Und mir gefällt der Umstand, dass wir in beiden Bundesligen vertreten sind.

Der 1. SK Ottakring fördert insbesondere das Kinder- und Jugendtraining. Inwiefern ist das für Deine Entwicklung von Bedeutung?

Für meine Entwicklung als A-Trainer war es eine der ersten Gelegenheiten, mich zu beweisen. Ich sehe es auch immer wieder als Herausforderung, mich mit jungen aufstrebenden Talenten zu messen, auch wenn irgendwann der Punkt kommt, wo sie dann stärker sind. Das gilt es dann auch anzuerkennen und auf das Erreichte stolz zu sein. Ich denke, in meiner Trainerlaufbahn konnte ich vielen die Freude am königlichen Spiel vermitteln und bin überzeugt, dass wir den einen oder die andere regelmäßig im Meisterschaftsbetrieb sehen werden.

Welchen Modus bevorzugst Du und warum? (Schnell-, Blitz-, Standardschach, Chess960)   

Ich kann allen Modi etwas abgewinnen. Natürlich spiele ich gerne schnell, daher Blitz- oder gar Bulletpartien (höchstens 2 Minuten Bedenkzeit) im Internet. Meine größten Erfolge konnte ich vielleicht im Schnellschach erzielen, da hier ein wenig Zeit zum Rechnen bleibt, aber doch nicht zu viel. Auch lange Partien schätze ich sehr, da hier Zeit für eine intensivere Auseinandersetzung mit der Partie zur Verfügung steht. Chess960 ist eine spezielle Herausforderung, aber ich schätze auch weitere Alternativen wie bspw. Tandem oder Crazyhouse (geschlagene Figuren können vom jeweiligen Spieler neu eingesetzt werden) auf lichess.com, 3check (gewonnen ist die Partie außer nach Matt, Zeitüberschreitung auch nach 3 Schachs) oder King of the Hill (König muss die Zentralfelder erreichen, um zu gewinnen).

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz und warum?

Dass ich GM Hecht in einer außerordentlich packenden königsindischen Partie mit Schwarz taktisch sehenswert überspielen und besiegen konnte. Zum Drüberstreuen wurde diese Partie dann mit meinen eigenen Kommentaren als Partie des Monats auf Schach Aktiv vorgestellt.

Was war Deine beste Partie/Deine Lieblingskombination/Dein schönster Zug?

Mir fällt dazu eine Partie vom Bregenzer Open ein, in welcher ich meinen Gegner mit einem sauberen Marshallangriff besiegen konnte. Er spielte zwar anständig, jedoch machte ich in der Partie kaum einen Fehler und gewann recht mühelos. Oder als ich in einer anderen Partie ungefähr im 30. Zug noch unerwartet eine kurze Rochade machte, damit hatte mein Gegner (über 2200 Elo) nicht mehr gerechnet.

Auf welches Turnier freust Du Dich am meisten?

Einige Male spielte ich in geselliger Runde das Open in Faak am See in Kärnten. Wir hatten damals eine Ferienwohnung und erlebten viel Spaß in der Gemeinschaft, wunderbare Seen und ein herausforderndes Turnier. In letzter Zeit habe ich leider nicht viele Turniere gespielt, aber ich freue mich, wenn ich wieder ein solches spielen kann.

Turniere führen Schachspieler*innen immer wieder ins Ausland. Wohin bist Du schon gereist? Und welche Eindrücke sind Dir in besonderer Erinnerung geblieben?

Sehr genossen habe ich ein gemeinsames Turnier in Barcelona. Meine schachliche Leistung ließ zwar zu wünschen übrig, jedoch genoss ich die Gemeinschaft und das gemeinsame Sightseeing. Da ich selbst spanisch spreche, habe ich mich in Barcelona auch sehr wohl gefühlt. Öfters habe ich das Turnier in Biel (CH) gespielt, sei es das allgemeine, das Haupt- oder das Meisterturnier.

Mit welchen Gefühlen gehst Du in eine Partie?

Mit sehr positiven. Meist vergewissere ich mich einer Strategie und versuche, dieser treu zu bleiben. Ich versuche jedoch auch, meinen Gegner zu respektieren und bin offen dafür, was in der Partie passiert.

Was ist aus Deiner Sicht wichtig, damit eine Partie gelingt?

Deiner Strategie treu zu bleiben, auch wenn der kritische Punkt näher kommt. Oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass es bergab geht, wenn dich gerade dann der Mut verlässt. Beispielsweise wollte ich gegen einen IM auf Gewinn spielen und dann wiederholte er einmal die Züge. Ich habe mich auf die Zugwiederholung eingelassen, mein Gegner hat aber dann verbessert weitergespielt. Besser wäre gewesen, mich gar nicht darauf einzulassen und gleich einen besseren Zug zu finden, als auf die Zugwiederholung zu hoffen...

Welche Eigenschaften sollte ein Schachspieler/eine Schachspielerin idealerweise haben?

Geduld, Kreativität, Widerstandsfähigkeit, Ausdauer, Ausgeglichenheit, photographisches Gedächtnis.

Wer sind Deine großen schachlichen Vorbilder?

Bobby Fischer. Er war für seine Zeit ein genialer Spieler, welcher es heute durchaus mit Carlsen aufnehmen könnte. Der Spielstil von Garry Kasparow oder heutzutage auch von Nakamura gefällt mir sehr, z.B. Angriff am Damenflügel + lange Rochade.

Mit welcher Persönlichkeit der Schachgeschichte würdest Du gerne auf einen Kaffee gehen?

Bobby Fischer oder Zsuzsa Polgar.

Welche ist die beeindruckendste Schachpartie, die Du jemals gesehen hast?

Die unsterbliche Partie. Unglaublich, was alles geopfert werden kann, um am Schluss doch noch zu triumphieren!

Welche Bedeutung würdest Du der Förderung von Frauen zuschreiben?

Eine sehr große. Schade, dass deutlich weniger Frauen als Männer Schach spielen. Dem ist auf den Grund zu gehen: Wieso das so ist und wie man Schach für Frauen attraktiver machen kann.

Wieso spielen aus Deiner Sicht weniger Frauen Schach als Männer?

Grundsätzlich sind Frauen sozialere Wesen als Männer. Frauen spielen oft in Gruppen Schach und wenn sich diese auflösen, wird auch das Hobby an sich in Frage gestellt. Es kommt nicht von ungefähr, dass die beste Frau (Judith Polgar) die jüngste von mehreren schachspielenden Schwestern ist. Oft wird angeführt, dass diesen Sport immer schon hauptsächlich Männer ausgeübt hätten, aber das ist für mich kein wirkliches Argument, auch wenn es für viele Frauen oder insbesondere junge Mädchen nach wie vor eine Hemmschwelle ist, dass so viele Männer diesen Sport ausüben.

Was ist Dein (nächstes) großes Ziel?

Ich würde gerne einmal an der Amateur-Weltmeisterschaft in Griechenland teilnehmen. Außerdem möchte ich Jugendliche weiter dazu animieren, sich zu verbessern, und auch persönlich mein Niveau in der Landesliga bzw. 2. Bundesliga halten.

Was würdest Du Deinem jüngeren Schachspieler-Ich raten?

Habe Vertrauen in deine Stärke! Du musst dich nicht fürchten, dein Schach ist gefährlich für viele Spieler*innen. Sei trotzdem geduldig und hake eine Partie nicht zu schnell ab: sie ist erst fertig, wenn sie wirklich fertig ist!

Welche drei Schachbücher kannst Du empfehlen?  

"Schach verstehen - Zug um Zug" von John Nunn, "Meine 60 denkwürdigsten Schachpartien" von Bobby Fischer und "Erfolgreich angreifen" von Jakow Neistadt.

Und zuletzt: Womit beschäftigst Du Dich, wenn Du gerade nicht Schach spielst/trainierst?

Ich bin gerne an der frischen Luft, mache gerne Sport, wie z.B. Quidditch, Basketball oder Tischtennis. Ansonsten spiele ich auch gerne andere Spiele oder treffe mich mit Freunden auf ein Eis oder ein kühles Bier.