Blitzporträt

Wer hat Dich zum Schach gebracht?  

Meine Oma! Als ich 4-5 Jahre alt war. Neben Schach war „Rechenkaiser“ das Lieblingsspiel meiner Kindheit und da meine Großeltern Matheprofessoren waren, hatte ich immer gute Gegner. In der Volksschule hatte ich das große Glück, dass mein Lehrer Erich Grabenhofer ein begeisterter Schachspieler war.

Was begeistert Dich am Schach?

Es ist wie eine eigene Welt. Jeder kann etwas am Schach finden und etwas anderes darin sehen. Schach ist wie eine faszinierende Wissenschaft, eine bezaubernde Kunst, aber auch ein Kampfsport in Gedanken.

Wie bist Du zum 1. SK Ottakring gekommen?

Durch zwei meiner besten Freunde: Valentin Dragnev und Johannes Steindl.  Bei Jugend- staatsmeisterschaften habe ich auch Harald Schneider-Zinner kennengelernt. Es gab die Möglichkeit, in der Wiener Landesliga zu spielen, und so bin ich zu Ottakring gekommen.

Wie würdest Du das Verhältnis zu Deinen Vereinskollegen und -kolleginnen beschreiben?

Allgemein freundschaftlich, zu einigen eine gesunde sportliche Rivalität.  

Was macht für Dich das Besondere am 1. SK Ottakring aus?

Jeder ist willkommen und bekommt eine faire Chance.  

Was war Dein schönstes Erlebnis mit dem 1. SK Ottakring?

Mein Debüt in der 1.Bundesliga am 5.4.2018 - zum Glück konnte ich gewinnen! Besonders die gemeinsame Zeit mit dem Team und das Analysieren nach/vor dem Spieltag.

Der 1. SK Ottakring fördert insbesondere das Kinder- und Jugendtraining. Inwiefern ist das für Deine Entwicklung von Bedeutung?

Da ich selbst Trainer bin, ist mir das sehr wichtig. Ich trainiere mit Jugendlichen aus ganz Österreich und bin für Niederösterreich bei den Österreichischen Meisterschaften U8-U18 im Einsatz. Es ist immer schön zu sehen, wenn eine(r) meiner Schüler/innen seinen/ihren Weg ebenfalls nach Ottakring findet oder ich bei Jugendturnieren junge, neue Vereins- kollegen kennenlerne!

Gibt es einen Mannschaftswettkampf, der Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Wenn man in der 1. Bundesliga spielen darf, ist das natürlich eine große Ehre. Doch besonders in Erinnerung geblieben sind mir „erste Einsätze“ von meinen Freunden/Schülern oder mir selbst. Egal ob es nun die A-Liga, Landesliga oder Bundesliga war - einfach cool, sich gegenseitig im selben Team spielen zu sehen!

Welchen Modus bevorzugst Du und warum? (Schnell-, Blitz-, Standardschach, Chess960)

Ich spiele gerne jeden Modus, doch am liebsten Chess960 und Bulletschach! Hier fällt es mir am leichtesten, kreativ zu sein und Risiko einzugehen, um auf Sieg spielen zu können. Puzzle Rush & Battle auf chess.com finde ich großartig. Hier gibt es sogar eine eigene online Weltrangliste und 2020 fand die 1. PuzzleBattle WM über Youtube/Twitch/chess.com statt. In 3 oder 5min versucht man, so schnell wie möglich Taktikaufgaben zu lösen. Für jedes Niveau ist etwas dabei, vom Matt #1 zur harten Endspielstudie. Doch bei 3 Fehlern ist es vorbei. Im Rush kämpft man für die eigene Bestleistung, im Battle gegen einen Gegner für die eigenen Rekorde. Wenn ihr mal gegen mich spielen möchtet, schickt mir einfach eine Herausforderung!

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz und warum?

Nach einer Serie meiner fürchterlichsten Partien (5 Niederlagen in Folge!) kam ich sehr enttäuscht nach Hause. Dann habe ich erstmal ein paar Schachpartien gespielt bzw. mir angesehen, was es so neues in der Schachwelt gab. Ich bin besonders stolz darauf, dass ich selbst dann noch begeistert für Schach war.

Was war Deine beste Partie/Deine Lieblingskombination/Dein schönster Zug?

Schwer zu sagen. Vielleicht war es das kurzzeitige Damenopfer nach
Dxf5!! Dxf5  / Se7+ Kh8 / Sxf5 1:0 und ich konnte in meiner allerersten Turnierpartie bei der Waldviertel-Einzelmeisterschaft 2011 in der ersten Runde gegen einen viel stärkeren Gegner (mittlerweile ein guter Freund) gewinnen.

Auf welches Turnier freust Du Dich am meisten? Hast Du ein Lieblingsturnier?

Früher hätte ich möglichst große Turniere wie „Grenke“ in Karlsruhe, „Rilton Cup“ in Stockholm, „Pardubice Open“, „Vienna Chess Open“ oder „Graz Open“ genannt, denn je stärker die Besetzung ist, desto mehr freue ich mich auf das Turnier. Mittlerweile spiele ich sehr gerne mit einer kleinen Gruppe von Freunden zB. endlich wieder ein kleines Wochenendturnier wie Bozen. Anfang Februar waren wir dort – noch vor dem Virus-Chaos. Es war super!

Turniere führen Schachspieler*innen immer wieder ins Ausland. Wohin bist Du schon gereist? Und welche Eindrücke sind Dir in besonderer Erinnerung geblieben?

Ich war in Deutschland, Tschechien, Italien, Schweden und Nordmazedonien. Schach spielen ist wie eine gemeinsame Sprache sprechen.

Hast Du ein besonderes Ritual vor einer Partie?

Ich meditiere gerne & höre Musik.

Mit welchen Gefühlen gehst Du in eine Partie?

Heute gewinne ich wieder. Das wird meine beste Partie überhaupt!

Was ist aus Deiner Sicht wichtig, damit eine Partie gelingt?

Das richtige Mindset, genug Schlaf und nicht darauf vergessen, viel Spaß zu haben!

Welche Eigenschaften sollte ein Schachspieler/eine Schachspielerin idealerweise haben?

Er/Sie sollte resilient(widerstandsfähig) sein, sich aber auch wirklich für sich und andere freuen können. Ein eigener Kopf mit eigenen Zielen wäre der/die ideale Schachspieler/in für mich.

Wer sind Deine großen schachlichen Vorbilder?

Der 13. Weltmeister GM Garry Kasparov (für mich der beste Spieler aller Zeiten)
GM Baardur Jobava (Kreativgenie)
GM Sascha Grischuk (Zeitnot & Charakter)
Von der jüngsten Generation an Top-Spielern GM Danil Dubov (Mindset)

Mit welcher Persönlichkeit der Schachgeschichte würdest Du gerne auf einen Kaffee gehen?

Henri Rinck - doch wäre mir ein Tee lieber!

Welche ist die beeindruckendste Schachpartie, die Du jemals gesehen hast?

Es gibt so viele beeindruckende Schachpartien! In meinen Turnieren in Deutschland und Tschechien habe ich den französischen GM Abergel Thal kennengelernt - noch selten habe ich jemanden so schnell und so elegant am Brett Bullet spielen gesehen wie ihn.

Welche Bedeutung würdest Du der Förderung von Frauen zuschreiben?

Große Bedeutung! Ich denke, es freut uns alle zu hören, dass es in den letzten Monaten einiges an Entwicklungen gab (zB. ein eigenes Team für Frauenschach). Vielleicht kam diese Online-Zeit gerade rechtzeitig.

Wieso spielen aus Deiner Sicht weniger Frauen Schach als Männer?

Ich denke, wenn sich generell mehr Menschen für Schach begeistern können, werden es mit der Zeit auch deutlich mehr Frauen sein. Ich finde, das Umfeld spielt eine große Rolle, denn nur in den seltensten Fällen habe ich jemanden getroffen, der wirklich gar kein Interesse an Schach hatte.

Was ist Dein (nächstes) großes Ziel?

Ich möchte Großmeister werden. Mein großes Ziel ist es, vom Schach als Spieler und Trainer leben zu können.

Was würdest Du Deinem jüngeren Schachspieler-Ich raten?

Glaub an dich und trau dich, Neues zu versuchen. Egal ob am Schachbrett oder abseits davon!

Welche drei Schachbücher kannst Du empfehlen?

„Small Steps to Giant Improvement“ und „Why Pawns Can't Move Backwards“ von GM Sam Shankland, „Thinking Inside The Box“ von GM Jacoob Aagaard und „Checkmate!“ von Sally Landau (Frau von Weltmeister GM Mikhail Tal).

Und zuletzt: Womit beschäftigst Du Dich, wenn Du gerade nicht Schach spielst/trainierst?  

Das ist leicht – denn dann schlafe ich!

…. Spaß :)

Mit Freunden und meiner Familie Zeit verbringen. Judo, Fußball, Musik und Animés interessieren mich sehr.